Digitaler Lautstärkeregler Muses 72320/72323

Realisierung durch Frank Wilker

  • Beginn 15.01.2019
  • Projekt beendet am: 18.01.2021

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    Mal Wieder Warum

    Ein digitales Poti? Was soll das? Und dann noch in der HighEnd-Welt, in der ich mich angeblich bewege!

    Wie kam ich drauf?

    Da ich einen Vorverstärker in der Planung (zumindest im Kopf) hatte, hatte ich mir bereits Gedanken über die Lautstärkeregelung gemacht. Es sollte ja ein hochwertiger Vorverstärker, optimiert auf Klangqualität, sein. Welche Alternativen gibt es da eigentlich?

    Meine Recherchen förderten einige Varianten zutage:

    • Poti-Kohleschicht
    • Poti-hochwertig
    • Motor-Poti
    • Widerstandarray durch Relais geschaltet
    • Schalter mit Einzelwiderständen
    • Poti Leitplastik
    • digitaler Chip
    Kohleschicht

    Die Kohleschicht

    hochwertig

    Das blaue Alps

    audiophiles Drehgefühl!

    Leitplastik-Poti

    Das Leitplastik-Poti

    geringe Abweichungen

    Khozmo

    Highlight von Khozmo

    mehr als 300€

    Was ist was?

    Und wie gut ist welche Variante? Das Netz bietet natürlich eine Fülle von Informationen. Wie wir alle wissen, lauern dort zahlreiche Fallen. Viele Aussagen sind subjektiv und nicht vergleichbar. Wir kennen das ja. Der so bepriesene Verstärker hört sich zu Hause grottenschlecht an...

    Kohleschicht-Poti

    standard

    Kohleschicht-Potis

    Das Kohleschicht-Poti weicht gerne mal 20% ab, kratzt im Laufe der Zeit hörbar und ist unter einem Euro zu haben.

    Das hochwertige Poti; Welches war da noch? Ich erinnere mich gerne an diese schwergängigen Drehpotis: Das blaue Alps ist so eins. Auch gar nicht so teuer, um die zehn Euro. Ausser dem audiophilen Drehgefühl, so wird es nämlich angepriesen, entspricht es dem Kohleschicht-Poti. Die Verrarbeitung ist deutlich besser, die Abweichung liegt kann aber ebenfalls bis 20% betragen.

    Das Motor-Poti ist das soeben beschriebene mit gleichem Handicap. Kosten um die 40€.

    Widerstands-Array

    Widerstands-Array

    über Relais geschaltet

    Weiter geht es mit den Widerstandsarray. Hier sind wir schon in einem sehr aufwendigen Bereich. Wir brauchen einen Mikroprozessor zur Ansteuerung der Relais. Die Widerstandswerte und damit auch Abweichungen können wir selbst bestimmen. Unser Signal muss durch die Relais geführt werden. Wir brauchen also hochwertige Typen und hochwertige Widerstände. Diese Variante würde ich bei vernünftiger Abschirmung des MP als qualitativ am oberen Ende der Skala ansiedeln. Ein Nachteil sind die ständig klickenden Relais. Für diejenigen, die jetzt lachen: Es gibt einige Besitzer, die das ziemlich nervt.


    Stufenschalter

    Schalter

    24 Schritte

    Ein Schalter mit Einzelwiderständen bildet die Variante des Widerstands-arrays ohne Mikroprozessor. Allerdings braucht man hochwertige Stufenschalter. Ansonsten hat man beim Umschalten ein Geräusch in den Boxen. Also ebenfalls nicht ganz preiswert. Sie dürfen aber gerne die Billig-Varianten aus China ausprobieren. Die habe ich auch mal gekauft. Da kauft man dann leider zweimal.

    Jetzt sind wir beim Poti aus Leitplastik. Hier beträgt die Abweichung des Gleichlaufs ca. 1%. Das ist ja schon mal sehr gut. Die Abweichung des Widerstansdswertes beträgt leider ebenfalls bis zu 20%. Im Poti werden SMD-Widerstände eingesetzt, die über eine Leitplastikleiterbahn angesteuert wird. Hier entfällt zumindest das Umschaltgeräusch. Leider ist die Qualität der Widerstände nicht zu beeinflussen. Diese Potis gibt es auch mit Motor. Die Preis liegen zwischen 50€ und 250€ bei ganz edlen Typen.

    Nun noch die digitalen Chips. Dieser wird durch einen MP gesteuert, hat meist sehr gute technische Werte. Auch hier gibt es 1. verschiedene Hersteller und 2. verschiedene Aussagen zu der Qualität der einzelnen Chips.

    MotorPoti

    Motor-Poti

    Die elektrisch betriebenen Potis, das Relais-Array und die digitalen Lautstärkeregler haben zusätzlich noch den Vorteil der Fernbedienbarkeit. Ich habe seinerzeit einen Vorverstärker der Zeitschrift Elektor aufgebaut. Hier war ebenfalls ein digitales Poti verbaut. Der Vorverstärker war auch ganz ordentlich, hatte mich klanglich aber nicht vom Hocker gehauen. Allerdings konnte man dieses Gerät tatsächlich sehr komfortabel bedienen. Ein Angleichen der Kanäle bei verschieden lauten Signalquellen war genausowenig ein Problem wie das Umschalten oder Leise Schalten.

    Da Sie diese Zeilen lesen, haben Sie ja bereits Informationen über den Muse 73230 gesammelt. Was für mich den Ausschlag gegeben hat, war diese sehr häufig gemachte Aussage: "Besser habe ich das noch nicht gehört." Oder "Der beste Lautstärkeregler, denn ich je gehört habe". Dies waren die Aussagen von Personen, die diesen Chip irgendwo eingebaut hatten, bzw. ein Gerät mit eingebautem Chip besaßen. Es gibt natürlich ebenfalls viele Aussagen dagegen. "Wieso sollte dieser Chip besser sein? Der Chip von XYZ hat doch fast die gleichen Daten..." oder "Die digitalen Potis können doch alle das Gleiche!" Allerdings konnte war den Kritikern allen gemein, dass sie den Muses-Chip noch nie gehört hatten!

    Als ich dann spaßeshalber mal checkte, in welchen kommerziellen Geräten dieser Chip eingebaut ist, war meine Entscheidung gefallen. Er werkelt nämlich in den Vorzeigeverstärkern der High-End-Gilde. Es wird also der Muses 72320.

    eingelötet

    Muses 72320

    bereit für die Evaluierung

    Falls die Frage aufkommt, ob es diese Platine nicht schon zu kaufen gibt, will ich diese gerne ebenfalls beantworten: Es gibt einen Anbieter in den USA. Nicht ganz preiswert. Im DIY-Forum gibt es jemanden, der Platinen mit MP verkauft. Allerdings ist er nicht den Forderungen des Herstellers gefolgt einen OP-Amp am Ausgang zu verbauen. Und ich möchte unbedingt dem Datenblatt folgen. Dies macht immer Sinn. Einen weiteren Anbieter gibt/gab es in Japan. Dieser ist im Moment leider nicht zu erreichen. Und zusätzlich habe ich noch die Ambitionen diesen Chip mit einer Eingangswahl und einem vernünftigen Display zu versehen, so dass man ein Modul erhält, welches sich ohne großen Aufwand in andere Projekte einbinden lässt!

    Nachdem ich dann mal eben eine Platine geroutet, mir drei dieser Edel-Chips bestellt und diese programmiert hatte, stagnierte dieses Projekt, da andere Projekte meine ganze Aufmerksamkeit forderten.

    Dann kam Uli

    Uli kaufte mir einen Vorverstärker und einige Netzfilter ab. Er erhielt noch einen kleine Tipp zu einem schönen MM-System und fragte dann noch mal kurz an, ob ich das kratzende Poti in seinem Vollverstärker der Fa. Creek reparieren könnte. Sie merken schon worauf es hinausläuft. Ich hatte den Verstärker zwar noch nicht in den Händen, riet ihm aber zu einem Upgrade, wenn man das Poti schon austauscht. Eine Mail mit meinen Vorstellungen, hier tauchte auch kurz der Begriff Muses 72320 auf, liess Uli in der Gewissheit zurück, dass es das Muses werden würde. Da stand ich nun.

    So lieber Uli, die Platine, die ich mal gekauft hatte, habe ich nicht mehr gefunden. So habe ich mal eben meine anderen Projekte etwas zurückgestellt. Eine Platine für eine Stand-Alone-Lösung ist fertig geroutet und auch bereits beestellt. Die Software ist in den Einzelteilen -Lautstärkeregelung -IR-Empfang und Speicherung bereits programmiert. Jetzt muss noch alles zusammen auf ein Entwicklungsboard und geprüft werden.




    Die Hardware

    Entwicklungsboard

    Entwicklungsboard

    noch ohne IR-Sensor

    Ich habe mich hier ganz an das Datenblatt des Muses Chip gehalten. Hier ist ein zusätzlicher Operationsverstärker (OP) vorgesehen. Die Platine entspricht dem Schaltungsvorschlag des Herstellers. Als OP-Amp wir ein NJM2082 von Muses eingesetzt. Dieser ist noch gut erhältlich und preislich akzeptabel. Natürlich kann hier auch ein Ersatz-Typ eingesetzt werden. Ansonsten finden auf der Platine noch einige Entkoppel- und Koppel-Kondensatoren Platz.

    Damit ist die Platine (40x40mm) dann auch gut gefüllt. Es finden noch ein vierpoliger Steckverbinder für die Stromversorgung, zwei dreipolige Verbinder für den Ein- und Ausgang, sowie ein Verbinder für den SPI-Port auf der Platine Platz.

    Jetzt benötigen wir nur noch einen Mikroprozessor (MP) und einen Drehregler zur Steuerung des Muses 72320. Der MP liest die Signale des Drehreglers (Inkrementialdrehgeber oder auch Drehencoder genannt) aus und gibt diese an den Muses 72320 weiter. Um es ein wenig komfortabler zu gestallten, sehe ich zusätzlich einen Verbinder für einen IR-Empfänger vor. Die digitalen Signale eines solchen Chips lassen sich einfach dekodieren. Das Hinzufügen der Fernsteuerbarkeit durch eine beliebige Fernbedienung stellt damit kein Problem dar.

    Nun fehlt nur noch die Stromversorgung. Der Muses Chip benötigt bis zu +/-18V und zusätzlich eine 5V-Spannung für den Digital-Teil. Der MP benötigt ebenfalls eine 5V Spannung. Da sich die Stand-Alone-Lösung wie ein Poti einbauen lassen soll, schwebt mir ein Sandwich-Konstrukt vor. Das heißt, wir haben eine Platine mit der Stromversorgung (zumindest die Regelung), MP, Drehgeber und diversen Steckleisten. Dort wird die Platine mit dem Muses-Chip aufgesteckt . Durch die Steckverbinder und einen zusätzlichen Distanzbolzen wird das gesamte Konstrukt sehr stabil.

    PS_MP_Encoder

    Netzteil, Encoder


    Die Stromversorgung besteht aus einem Festspannungsregler für die 5V-Spannung, einem Spannungsrgégler (ebenfalls fest eingestellt) für die negative Versorgungsspannung und einem einstellbaren Spannungsregler für die positive Versorgungsspannung. Warum setze ich hier keinen weiteren Festspannungsregler ein? Die Ausgangsspannungen eines negativen und positiven Spannungsregler differieren je nach Typ sehr stark. Der Spannungsunterschied kann mehr als 1 V betragen. Dies möchte ich vermeiden. So messe ich später die negative Versorgungsspannung und stelle die positive Spannung entsprechend ein. Die 5V-Spannung gewinnen wir aus dem dahinter geschalteten 7805.


    Mikroprozessor

    Steckerseite

    mit Mikroprozessor

    Als Versorgungsspannung für den Muses 72320 habe ich +/-15V vorgesehen. Es kommen also ein 7915, ein LM317 und ein 7805 zum Einsatz. Die Schaltkreise werden nach Datenblatt beschaltet. Als MP wird wieder ein Atmega328 eingesetzt. Der IR-Empfänger sollte ein 36kHz-Typ sein. Ich habe den TSOP4836 eingesetzt. Achtung: Andere Typen haben eventuell eine andere Beschaltung. Als Drehgeber benutze ich einen speziellen Typ von Alps. Dieser sendet 24 Signale pro Umdrehung und hat zusätzlich einen Taster eingebaut, der zur Programmierung benutzt werden kann.

    Bis auf eine unwesentliche Kleinigkeit war es das. Zum Glück habe ich noch mal kurz einen Blick in den Creek geworfen, der das erste Poti erhalten soll. Sehr eng das Gerät. Zum Ausbau der Platine, auf der das Motorpoti eingelötet war, musste ich bereits den Ringkerntrafo entfernen. Mit 40mm Bauhöhe bekomme ich meine Stand-Alone-Lösung (nenne ich jetzt mal kurz SAP = StandAlonePoti) auch nicht eingebaut. Entweder versetzte ich die Platine des Creek, was aber aufgrund der Einbaudichte des Gerätes unmöglich erscheint. Da nach oben und seitlich noch ein wenig Platz vorhanden ist, versetze ich den Drehgeber kurzerhand an den Rand der Platine. Damit sollte das Problem gelöst sein. Ich habe also jetzt schon zwei verschiedene Varianten zur Verfügung.

    Noch ein Wort zur Stromversorgung: Als Eingangsspannung für das Poti benötigen wir mindestens +/-17,5V (höchstens +/- 37V). Normalerweise kann man diese Spannung aus dem Netzteil des Verstärkers beziehen. Sollte dies nicht möglich sein, benötigen wir einen Trafo mit Gleichrichtung und ungeregelter symmetrischer Ausgangsspannung wie oben beschrieben.

    Mikroprozessor

    Steckerseite

    mit Mikroprozessor

    Und hier ein kleines Beispiel für die Fehler im Entwicklungsstadium, die einen dann ein paar Wochen zurück werfen:

    Nach dem routen der Platine überprüfe ich immer, ob die zur Verfügung stehenden Bauteile mit der Platine fluchten. Da für den Muses-Chip in der Software kein Gehäuse zur Verfügung stand, musste ich ein anderes SSOP32 "umbauen". Dummerweise habe ich dann später nicht das "umgebaute Gehäuse" sondern die Ausgangsvariante verwendet. Das Ergebnis (Bild) spricht für sich.

    Also schnell neu geroutet und auch erneut bestellt. Und wieder heisst es warten!




    Der Aufbau

    Die Zeit des Wartens ist vorbei. Werden wir aktiv!

    Gehen Sie bitte wie folgt vor:

      Platine mit MP:

    • Prüfen, ob die vorhandenen Bauteile dem Layout entsprechen
    • Einlöten wie folgt:

    • SMD-Widerstände und -Kondensatoren (klein) nach dem Formfaktor (kleinste Bauteile zuerst)
    • Mikroprozessor
    • Elko
    • SMD-Widerstand oben
    • Spannungsregler, Poti und Quartz
    • LED so, dass diese Richtung Platinenrand umgebogen werden können.
    • Drehencoder
    • Steckverbinder, wenn gewünscht oder erforderlich
    PS_MP_Encoder

    Netzteil, Encoder

    und IR-Sensor

    Mikroprozessor

    Steckerseite

    mit Mikroprozessor

    Der IR-Empfänger kann natürlich ebenfalls direkt eingelötet werden. Befindet sich dieser an einer weiter entfernten Stelle der Frontplatte bitte auch hier ein abgeschirmtes Kabel verwenden. Ich verwende ebenfalls keinen Steckverbinder, sondern gehe wie bei den Ein- und Ausgängen vor. Noch ein kleiner Tipp: Die IR-Empfänger können ebenfalls mit der flachen Seite nach vorne eingebaut werden. Diese Empfänger sind sehr empfindlich und zu allen Seiten durchlässig.

      Platine mit Muses:

    • Prüfen der Bauteile wie oben
    • Gehen Sie beim Einlöten wie folgt vor:

    • Muses 72320
    • Operationsverstärker
    • Widerstände und Kondensatoren (klein) nach dem Formfaktor (kleinste Bauteile zuerst)
    • Elkos
    • Steckverbinder, wenn gewünscht oder erforderlich

    Anstatt der Steckverbinder für den Ein- und Ausgang löte ich meist direkt ein Kabel ein. Diese Verbindung ist hochwertiger als jeder Steckverbinder. Dies sollte als letzte Verbindung hergestellt werden, da es aufgrund der vermutlich meist kurzen Leitungslänge sehr eng wird.

    Im Prinzip war es das. Jetzt müssen lediglich noch die beiden Spannungen für den Muses gemessen und abgeglichen werden. Wir stellen mit dem Präzisionspoti die positive Spannung so ein, dass sie der negativen (vorher messen) Spannung des 7915 entspricht. Nun stecken wird die beiden Platinen probeweise zusammen. Bitte vorher die Leuchtdioden umbiegen, so dass diese von der Seite oder von oben beobachtet werden können.

    Fluchten die Platinen schön miteinander, muss nur noch der Abstandshalter verschraubt werden. Nun löten wir die Kabel für die Ein- und Ausgänge fest. Vorher prüfe ich natürlich ob die Länge ausreicht, um das SAP noch in der Frontplatte festschrauben zu können. Dies kann dann auch sofort geschehen. Zu guter letzt wird das Kabel für die Stromversorgung angesteckt und das gute Stück ist fertig eingebaut.

    Einem erfolgreichen Funktionstest sollte jetzt nichts im Wege stehen.




    Die Software

    Kommen wir zur Programmierung des Muses 72320.

    Der MP fragt den Drehgeber, dessen Taster und den IR-Empfänger ab. Die eingehende Signale, die ja alle digitaler Natur sind, werden entschlüsselt. Je nach Engangssignal werden die entsprechenden Befehle an den Muses Chip weitergegeben.

    In der SAP-Version werden nur die grundlegenden Funktonen des Muses Chip genutzt. Da keine visuelle Ausgabe vorgesehen ist, machen diese erweiterten Funkionen auch keinen Sinn. Wir können mit der aufgespielten Software die Lautstärke regeln, den MP in geringem Umfang programmieren und den Verstärker in einen Mute-Modus schalten.

      Funktion des Tasters:

    • Kurzer (max 400ms) Druck - Mute ein/aus
    • Druck etwas länger (400ms bis 1,5 Sekunden) - Programmierung der Fernbedienungsfunktion
    • Druckstufe 3 (1,5 Sekunden bis 2,5 Sekunden) - Programmierung der aktuellen Lautstärke als Einschaltlautstärke
    • Druckstufe 4 (größer als 2,5 Sekunden) - Programmierung des Steps der Lautstärkeerhöhung

    Wem diese Art der Menüführung merkwürdig vorkommt: Die Länge des Drucks hat man sehr schnell raus. Ist die Fernbedienfunktion erst mal programmiert, braucht man den Taster so gut wie nicht mehr.

    Zur Muting-Funktion ist nicht viel zu sagen. Ein kurzer Druck schaltet das Poti Stumm, ein weiterer Druck wieder ein. Im Mute-Modus leuchtet die gelbe LED. Nach dem Rücknehmen des Mute erlöscht die gelbe LED wieder.

    Die (vorhandene) Fernbedienung wird wie folgt programmiert. Die Programmierung sollte man bei geöffnetem Gerät vornehmen, um die Funktion der LED beobachten zu können. Wenn nach 0,4 bis 1,5 Sekunden Druckzeit der Taster losgelassen wird, springt der MP in den Programmier-Modus, das Poti wird in den Mute-Modus versetzt (gelbe LED ein), die grüne LED beginnt dauerhaft zu leuchten die gelbe LED wird wieder gelöscht. Nun kann die Taste, der die Funktion "Lautstärke erhöhen" zugeordnet werden soll, gedrückt werden. Der Empfang des IR-Signals wird mit einem dreimaligen kurzen Blinken der grünen LED bestätigt (die LED bleibt danach an). Nun können die Funktionen "Lautstärke verringern" und danach "Mute" in gleicher Art und Weise programmiert werden. Zum Abschluss wird die erfolgreiche Programmierung mit der Sequenz gelb - grün - gelb - beide LED aus, bestätigt.

    Die Programmierung lässt sich jetzt wie folgt prüfen: Beim Drücken der zugeordneten Tasten sollte die grüne LED einmal kurz Aufleuchten. Das Drücken anderer Tasten wird keine Reaktion hervorrufen. Die verwendete Bibliothek müsste alle handelsüblichen Fernbedienungen abdecken.

    Leider gab es hier aber ein weiteres Problem. Eine von mir zum Testen verwendete Fernbedienung produzierte abwechselnd zwei verschiedene Codes. Dies führte dazu, dass nur jeder zweite Druck auf die entsprechende Taste erkannt wurde. In diesem Fall war es so, dass das niederwertige Byte aber immer gleich war. Ich konnte also dieses Byte extrahieren und schon wurde jeder Tastendruck erkannt. Leider war es bei anderen Fernbedienungen wiederum der Fall, dass zwar die übetragenen Codes immer gleich waren, aber hier das o.g. niederwertige Byte bei verschiedenen Tasten gleich war und dadurch in diesem Fall bei dem Poti immer nur die "lauter"-Funktion ausgelöst wurde. Lange Rede, kurzer Sinn: Dieser Sachverhalt wurde bedacht. Das Gerät unterscheidet diese Fernbedienungen und stellt sich entsprechend ein. Allerdings führt dies unter Umständen dazu, dass das Erhöhen, bzw. verringern der Lautstärke sehr langsam vor sich geht. Aus diesem Grund habe ich einen weiteren Punkt zu den Taster-Funktionen hinzugefügt (siehe unten).

    Die Druckstufe drei ist schnell erklärt. Damit kann ich die Einschaltlautstärke ändern. Einfach die gewünschte Lautstärke einstellen und den Taster für 1,5 bis 2,5 Sekunden drücken. Dies wird durch ein dreimaliges Blinken der gelben LED quittiert.

    Weiter zur letzten Taster-Funktion: Die Taste länger als 2,5 Sekunden drücken. Der Dynamikumfang des gewählten Modus beträgt 0 bis -111,5dB. Durch einen Impuls, wie den Druck auf die Fernbedienung oder das Drehen des Encoders, wird die Lautstärke um 0,5dB erhöht (oder verringert). Wir haben damit also ein 223-stufigen Lautstärkeregler. Wie bereits oben erklärt, kann der Verstellen der Lautstärke unter Umständen sehr langsam vor sich gehen. Das beschriebene Drücken des Tasters führt jetzt zu Erhöhung des sogenannten Steps um weitere 0,5 dB. Das heißt, dass die Lautstärke jetzt bei jeder entsprechenden Betätigung um 1 dB erhöht oder verringert wird. Durch mehrmaliges Benutzen dieser Funktion, kann der Step bis auf +/-2,5 dB angehoben werden. Danach wird wieder im 0,5 dB-Modus begonnen.




    Einbau in ein Gehäuse

    Der Test mit Signalgenerator und Oszilloskop verlief positiv, so dass nun der Einbau in ein Gehäuse ansteht.

    Motorpoti

    Creek 5350 SE

    entkernt

    Ulis Vollverstärker, ein Creek, muss als Objekt der Begierde herhalten. Hier war zuvor ein Motor-Poti der Fa. Alps verbaut. Normalerweise hätte ich gesagt, dort bekomme ich meine Platine locker unter. Allerdings ist der Verstärker wirklich sehr eng aufgebaut. Ich erwähnte es ja bereits. So bin ich froh, dass ich den Drehgeber an den Rand verbannt habe. Ein erster Test zeigt mir, dass immer noch nicht genügend Platz vorhanden ist. Zum Glück sind die Platinenhalter sehr hoch. Ich ersetze die 15mm Halter gegen zwei 5mm hohe Acrylglasplättchen. Jetzt passt es, allerdings muss man schon ziemlich geschickt vorgehen, damit sich unser SAP reibungslos einbauen lässt.

    Jetzt noch einen Platz für den IR-Empfänger. Der Creek ist serienmäßig fernsteuerbar, so dass eine Öffnung in der Frontplatte vorhanden ist. Günstigerweise befindet sich diese Öffnung in unmittelbarer Nähe des SAP, so dass ich den IR_Empfänger direkt auf die Platine löte und ihn so abbiege, dass er in die Öffnung reicht. Der originale Empfänger muss ja ebenfalls erhalten bleiben. Zum Glück passen die Bauteile nebeneinander in die Frontplatte. Ich werde später testen, ob der Empfang einwandfrei funktioniert.

    Durchsicht

    Durchsicht

    Nun brauchen wir noch ein wenig Strom. Das Layout der Netzteilplatine sieht nicht sehr vielversprechend aus. Spannenderweise finde ich sofort +/-47V. Leider etwas zu viel. Aber auf der Poti-Platine des Creek sollte sich ja ebenfalls eine Spannungsversorgung befinden. Trotzdem habe ich nicht viel Hoffnung, eine symmetrische Spannung zu finden. Zur Not muss ich halt noch eine kleine Netzteilplatine zusätzlich einbauen.

    Überraschung, die ersten beiden Messpunkte offenbaren mir eine symmetrische Spannung von mehr als 40V. Leider immer noch etwas zu hoch. Ich entscheide mich dafür, die Spannung mit einem Lastwiderstand in Serie zu senken. Also erst mal die Stromaufnahme messen und die Widerstände berechnen. Die Stromaufnahme beträgt auf der positven Seite ca. 32mA, negativ etwas mehr als 8mA. Nachdem die Verbindung mit zwei passenden Widerständen hergestellt ist, stelle ich fest, dass die Versorgungsspannung unter der Last deutlich abgesunken ist. Positiv habe ich nach dem Spannungsregler nun nur noch 13V zur Verfügung. Also schnell alles wieder auseinander gebaut. Gut, dass der verwendete Heisskleber noch warm ist. Nach der Neuberechnung habe ich eine wunderbare Spannungsversorgung und das Poti äussert seine Betriebsbereitschaft durch zeitweilige Erhellung des Gehäuses in gelb oder grün (LED).

    hochwertig

    Die Signale

    teflonisolierte Silberlitze

    Noch sind nicht mal drei Stunden vergangen (ich hoffe die triefende Ironie dieser Worte geht nicht unbemerkt an Ihnen vorüber) und ich brauche nur noch die Signalleitungen anzulöten. Okay, teflonisolierte Silberlitze wird mir hier gute Dienst leiste. Ich löte die entsprechenden Kabel auf der Platine des Verstärkers an. Das Poti habe ich getrennt und die Seite mit dem Drehgeber bereits in die Öffnng eingeschoben. Nun löte ich die Kabel an die Platine mit dem Muses-Chip, stecke diesen auf die andere Platine und schraube den Stehbolzen fest. Nun den Drehgeber in der Front festschrauben und schon sollte alles funktionieren.

    Abgesehen davon, dass ein Signalkabel nicht richtig eingelötet war und ich später das Gerät zusammengebaut habe, ohne dass ich die IR-Geber richtig positioniert hatte (der Empfang funktionierte trotzdem), verlief alles reibungslos. Allerdings war es schon eine zeitaufwendige Arbeit, da die Platzverhältnisse sehr beengt waren.


    Resumee:

    Das Poti funktioniert einwandfrei. Es gibt kein Knacken, kein Knistern oder ähnliche Störungen. Dies hatte ich natürlich bereits mit dem Oszilloskop geprüft. Alle Funktionen lassen sich gut einstellen. Ein echter Vorteil ist die Möglichkeit, eine bestimmte Lautstärkenerhöhung (Stufe) zu programmieren. Aus meiner Sicht sind die 223 Stufen nicht wirklich praxisgerecht. Der Klang des Gerätes ist ausgesprochen klar. Ich kann natürlich nicht wirklich einen Klangeindruck beurteilen, da ich den Creek vor dem Umbau nicht gehört hatte. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass der Creek schon auf einem ordentlich hohen Niveau spielt.

    Leitplastik-Poti

    Fertig gelötet

    Leitplastik-Poti

    Komplett eingebaut

    Leitplastik-Poti

    wieder topp in Form




    Updates

    Ich habe später die Muting-Funktion noch ein wenig umprogrammiert. Das Poti wird nicht unmittelbar auf "lautlos" oder "Musik an" geregelt. Die Lautstärke wird jetzt in kleinen Schritten hoch- oder runter gefahren. Ein Soft-Mute sozusagen.

    Die neuen Platinen, die nur noch 35x35mm groß sind, sind fertig. Damit wird der nachträgliche Einbau erleichtert. Diese Variante hat bereits eine Stiftleiste, um ein RGB-Oled-Display (1,5 Zoll) anschließen zu können. Durch die Visualisierung ist es einfacher, eine Balance-Regelung hinzuzufügen. Das Poti lässt sich weiterhin auch ohne Display nutzen. Lediglich die Software ist dann eine andere.

    pcb_35x35mm

    PCB in 35x35mm

    pcb_35x35mm

    7pol-Stiftleiste

    für das RGB-Oled

    pcb_35x35mm

    Rotary Encoder

    am Rand

    pcb_35x35mm

    Muses 72320

    kaskadierbar

    Da es mehrere Anfragen bezügich der XLR-Tauglichkeit des Chips gab, habe ich bei den neuen Platinen darauf geachtet, die SPI- und Spannungsverbindungen doppelt auszuführen. So lässt sich eine weitere Muses-Platine aufstecken und steuern. Die Steuerung funktioniert ebenfalls einwandfrei, wenn zwei Muses-Chips über die gleiche Adresse angesprochen wird. Eine Balance-Regelung ist dann zwar nicht möglich. Aber dies ist im High-End-Bereich ja sowieso nicht üblich.

    Update v. 31.08.2020: Heute habe ich eine Platine mit einer geänderten Adresse bestellt. Diese lässt sich mit den vorhandenen Platinen kaskadieren. Damit wird bei der XLR-Version ebenfalls eine Balance-Regelung möglich.

    Update v. 18.01.2021: Die Software wurde überarbeitet. Das Drücken des Encoder-Tasters zum Aufruf der Einstellungen führt nun zum sofortigen Aufleuchten der LEDs. Wenn der Taster losgelassen wird, befindet man sich im entsprechenden Menü. Dies wird nun bereits während des Tastendrucks angezeigt.

    • gelbe LED leuchtet - Mute ein/aus
    • grüne LED leuchtet - Programmierung der Fernbedienungsfunktion
    • gelbe LED leuchtet (wieder) - Programmierung der aktuellen Lautstärke als Einschaltlautstärke
    • gelbe und grüne LED leuchten gleichzeitig - Programmierung des Steps der Lautstärkeerhöhung
    Muses Sandwich

    Muses-Boards

    ineinander gesteckt

    XLR komplett

    XLR Poti komplett

    mit Oled-Verbinder

    pcb_35x35mm

    Rückseite

    Steckeransicht



    Da sich die Software für das Poti mit Display doch deutlich von der anderen Software unterscheidet geht es hierzu eine eigene Projektseite: Muses-SAP mit Display

    Unser Muses 72320 kann tatsächlich noch ein wenig mehr, als nur lauter oder leiser.

    Die Empfindlichkeit lässt sich auf 0,25dB pro Step erhöhen. Zusätzlich lässt sich der Regelbereich auf 0 bis +31,5dB ändern. Der Chip lässt ebenfalls eine kanalgetrennte Lautstärkeregelung zu. Damit lässt sich unproblematisch eine Balance-Funktion hinzufügen.

    Aus meiner Sicht ist es allerdings problematisch diese Funktionen ohne Visualisierung zu realisieren. Da es ja eigentlich meine Intention war, diesen Chip in einem Vorverstärker-Modul einzusetzen, beende ich dieses Projekt an dieser Stelle und verweise auf die weiterführende Seite.

    Hier geht es zur Projektseite: Vorverstärker Modul




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    Frank Wilker

    Dank an alle, die mich zu diesem Projekt inspiriert haben.

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